Endspurt Wahlkampf: was die Wahlprogramme für die Ausbildung versprechen

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Noch drei Tage bis zur Wahl! Ein Grund für uns, die Wahlprogramme der einzelnen Parteien zu checken. Was steht in Bezug auf das Ausbildungssystem in Deutschland drin?

Dass akuter Handlungsbedarf besteht, ist nicht von der Hand zu weisen: die IHK warnte erst jüngst wieder vor einem deutschlandweit dramatischen Fachkräftemangel, mit empfindlichen Folgen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Gleichzeitig bilden aktuell weniger als ein Fünftel aller Betriebe überhaupt noch selbst aus – 2007 waren es noch ein Viertel aller Unternehmen. Besonders kleinere Unternehmen haben ihre Ausbildungstätigkeit in den letzten Jahren eingestellt. Die Folge: die Zahl der jährlich abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist auf ein Rekordtief von unter einer halben Million gefallen, mehr als 2,1 Millionen junger Menschen zwischen 20 und 34 Jahren stehen aktuell ohne Berufsausbildung da. Höchste Zeit, aktiv zu werden!

Die CDU/CSU scheint jedoch nicht allzu viel Dringlichkeit zu sehen. Sie widmet der beruflichen Bildung in ihrem Wahlprogramm nur einen kurzen Absatz. Darin heißt es eher schwammig, man wolle „die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung stärken“ und „wieder mehr Gewicht auf die Ausbildung junger Menschen als Facharbeiter und Handwerker legen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen“. Konkrete Vorstellungen, wie der Krise auf dem Ausbildungsmarkt zu begegnen ist, finden sich hier nicht.

Ganz anders hingegen in den Wahlprogrammen der Grünen, der Linke, der SPD und der FDP. Überraschend einig plädieren alle auf eine Art Ausbildungsgarantie für alle, die dort, wo ein Mangel an Ausbildungsplätzen herrscht, mit überbetrieblichen, staatlichen Angeboten eingreift. Lediglich in einigen Punkten zur Realisierung finden sich Unterschiede:

Die Grünen wollen in erster Linie durch die verstärkte Förderung von Verbundausbildungen neue Ausbildungsplätze schaffen. Nur dort, wo dies keinen Erfolg erzielt, sollen gleichwertige, praxisnahe außerbetriebliche Ausbildungsangebote geschaffen werden. Finanziert wird dies durch eine Umlagefinanzierung für alle nichtausbildenden Unternehmen.

Die Linke pocht auf das Recht auf eine gebührenfreie und vollqualifizierende Ausbildung für alle. Gerade in Ausbildungsberufen, die nicht dual geregelt sind, soll das Schulgeld prinzipiell entfallen und ein tariforientiertes Ausbildungsgeld gezahlt werden. Mit einem Berufsbildungspaket soll außerdem die Qualität der Berufsschulen gesteigert werden.

Die SPD sieht als oberstes Ziel weiterhin die klassische duale Ausbildung, verspricht aber erfolglosen Bewerber*innen eine praxisnahe Berufsausbildung in der Berufsschule oder außerhalb. Die Finanzierung erfolgt über Umlagen und Fonds im Sinne einer „Ausbildungsabgabe“ der Unternehmen. Außerden sollen die schulischen Ausbildungen in Gesundheit, Pflege und Erziehung dual ausgerichtet und die erzieherischen Berufe vergütet und schulgeldfrei werden.

Die FDP spricht von einer „Zukunftsgarantie“ für junge Menschen. Überall dort, wo ein Mangel an Lehrstellen herrscht, sollen überbetriebliche Angebote gemacht werden. Auch das kleinteilige Übergangssystem Schule-Beruf soll bundesweit einheitlich strukturiert und praxisnaher organisiert werden. Mithilfe einer Exzellenzinitiative sollen besonders begabte Azubis Förderungen erhalten. Interessant auch der internationale Gedanke im Wahlprogramm: die FDP möchte einem Fünftel aller Azubis einen Auslandsaufenthalt ermöglichen.

Am Sonntag wird gewählt. Und egal, in welcher Konstellation die Regierung danach zusammentreten wird – das Thema Ausbildungsreform wird in dieser Wahlperiode endlich mehr Aufmerksamkeit erhalten als in den vergangenen Jahren. Es ist viel zu tun, also packen wir es an!