Ausbilden in Coronazeiten: die Umfrageergebnisse 2021

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Wir haben gefragt, Sie haben geantwortet: jetzt sind die Ergebnisse unserer Umfrage „Rettungsgasse bilden für Praktikums- und Ausbildungsbetriebe“ da! Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern Schule Betriebe interaktiv, ToP Start und dem Regionalbüro Ost/GEBIFO wollten wir von Ihnen wissen, wie (gut) Sie Pandemie und Ausbildung/Praktika unter einen Hut bringen. Die Umfrage fand zwischen Juni und Oktober 2021 statt, insgesamt nahmen 437 Unternehmen teil, darunter 282 Klein- und Kleinstbetriebe, 92 mittlere sowie 56 Großunternehmen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen (85%) bildet aktuell aus.

Die Ergebnisse:

Die gute Nachricht: 95% aller Ausbildungsverhältnisse blieben auch unter Pandemiebedingungen bestehen. Fast Dreiviertel aller Betriebe gaben an, dass die Ausbildung weiterhin ganz normal im Betrieb ablaufe, knapp ein Viertel von ihnen schickt seine Azubis zumindest gelegentlich ins Home Office. Im Berufsschulkontext zeichnete sich hier ein gegenläufiges Bild ab: mehr als die Hälfte aller Azubis befand sich komplett im Home Schooling, weitere 40% von ihnen besuchten zumindest in Teilpräsenz die Berufsschule. Mit der Qualität dieser Beschulung zeigten sich die Ausbildungsbetriebe überwiegend unzufrieden.

Die größten Herausforderungen in Bereich Ausbildung sahen die befragten Unternehmen klar

  • in der Suche nach Auszubildenden (59%)
  • der Durchführung von Praktika (27%),
  • der Vermittlung von Berufsschulinhalten (23%)
  • der Umstellung auf digitale Formate (22%)
  • der Umsetzung der Ausbildungsinhalte (22%).

Immerhin 36% von ihnen gaben an, dass die erzwungene stärkere Einbeziehung digitaler (Lern-)Plattformen ein positiver Aspekt der Pandemieerfahrungen sei, den es zu verstetigen lohne. Auch dass durch vermehrtes Home Office keine Fahrtwege und –zeiten anfielen, bewerteten 14% der Betriebe positiv.

Doch gerade der eklatante Bewerber:innenmangel dämpft die Ausbildungsbereitschaft der befragten Betriebe: für fast ein Viertel  ist dies der Hauptgrund, sich aktuell gegen eine Ausbildung zu entscheiden. Dementsprechend hoch ist der Bedarf an Unterstützung bei Azubi-Akquise und Ausbildungsmarketing: knapp die Hälfte aller Unternehmen wünscht sich hier aktive Hilfestellung.

Wer selbst sucht, nutzt die altbewährten Formate: aktuell werben Betriebe vor allem über die Stellenbörsen der Bundesagentur für Arbeit, der Kammern und der firmeneigenen Plattform um Azubis. Auch Kooperationsprojekte mit Schulen (Werkstatttage, Tag der offenen Tür) werden als Möglichkeit der Azubisuche genutzt. Knapp ein Viertel aller Ausbildungsbetriebe findet seine Azubis durch Weiterempfehlung innerhalb der Firma und des Familien- und Freundeskreises. Auch bei der Suche nach Praktikant:innen stehen Schulkooperationen und persönliche Kontakte ganz oben auf der Liste. Digitale Praktika hingegen sind für Betriebe ein klares No-Go: 89% von ihnen können sich nicht vorstellen, ein derartiges Format umzusetzen. Selbst mit externer Unterstützung wäre diese keine Option für die befragten Unternehmen (82%).

Das Hilfsprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ der Bundesregierung soll kleine und mittlere Unternehmen mit Prämien dazu animieren, ihr Ausbildungsangebot auch unter Pandemiebedingungen beizubehalten oder zu erweitern. 83% der befragten Betriebe haben keine Förderung beantragt. Knapp die Hälfte von ihnen gab als Grund an, die Voraussetzungen nicht zu erfüllen, ein Viertel hatte keine Informationen dazu und knapp ein Fünftel scheute den bürokratischen Aufwand. Immerhin 12% aller befragten Unternehmen beantragten eine Förderung. Von diesen Anträgen wurde die Hälfte bereits bewilligt, 18% stehen noch aus und 32% wurden abgewiesen.

Die Studie zeigt, dass der Bedarf an Unterstützung im Bereich der Ausbildung für Unternehmen ungebrochen hoch ist. Gerade Corona fungiert hier wie ein Brennglas, das Missstände offensichtlich ans Tageslicht bringt. Wir danken allen Betrieben für ihre Beteiligung an der Umfrage und nehmen ihre Sorgen und Wünsche mit in die nächste JOBSTARTER plus-Runde.