Schule vorbei – und jetzt? Wie war das noch mal mit diesem Bewerbungsschreiben? Und wo finde ich überhaupt freie Stellen? Wie funktioniert so ein Vorstellungsgespräch? Diese und andere Fragen rund um die Bewerbung beantworten wir dir hier Schritt für Schritt – dann kann ja nichts mehr schief gehen!

Es ist ganz normal, nach Schulabschluss noch nicht genau zu wissen, welcher Beruf der Richtige für dich ist. Vielleicht hast du ja im Schulpraktikum bereits in einen Beruf hineinschnuppern können. Bevor du dich aber vorschnell für diesen einen Weg entscheidest, bedenke, dass es in Deutschland circa 330 verschiedene anerkannte Ausbildungsberufe gibt – da ist sicher noch mehr Interessantes für dich dabei!

Frag dich zunächst, wo deine Stärken liegen. Treibst du gern Sport? Bist gern mit Leuten zusammen? Oder beschäftigst dich lieber mit dem Computer? Willst du lieber drinnen oder draußen arbeiten? Richtig anpacken oder organisieren? Was interessiert dich? Was sagen deine Freund*innen über dich? Vielleicht hilft es dir auch, einen der vielen Tests im Internet zu machen, z.B. von aubi-plus, Check-U oder einstieg.

Als nächstes kannst du dir einen Überblick über mögliche Ausbildungsberufe in den für dich interessanten Bereichen verschaffen, z.B. auf berufenet, einstieg oder BiBB. Hier findest du auch die Voraussetzungen und Anforderungen für die jeweiligen Ausbildungen.

Wichtig für dich zu wissen: In Deutschland gibt es zwei Wege, eine Ausbildung zu absolvieren. Die schulische Ausbildung erfolgt ausschließlich an einer Berufsfachschule, mit mehrwöchigen Praktika in verschiedenen Betrieben. Einige Berufe, wie z.B. Erzieher*in, Physiotherapeut*in oder Hebamme/Entbindungshelfer können nur auf diesem Wege erlernt werden. Oft fallen hierfür Kosten an. Im Gegensatz dazu findet die duale Ausbildung in einem festen Betrieb oder Unternehmen statt, ergänzt durch theoretischen Unterricht in der zuständigen Berufsschule. Hierbei erhältst du eine jährlich steigende Ausbildungsvergütung von deinem Betrieb.

Du hast jetzt einen ersten Plan, welche Ausbildung es sein könnte? Dann weiter zu Schritt 2!

Immer noch keine Idee? Dann wende dich doch an uns oder an eine der kostenlosen professionellen Beratungsstellen in Berlin, z.B. die Jugendberufsagentur, Blinker FuturePlanner oder Jobpoint. Diese bieten aktuell auch Beratungen per Telefon oder Videochat an.

Du hast einen oder zwei konkrete Ideen für deine Berufswahl? Dann startet jetzt die Suche nach freien Ausbildungsplätzen! Auch hierfür kannst du dich von zu Hause aus schlau machen. Einen guten Überblick über aktuell ausgeschriebene Ausbildungsplätze in Berlin bietet die neue, berlinweite Ausbildungsplattform ausbildung.berlin, das Lehrstellenradar (gibt’s sogar als App bei google play store), die Handwerkskammer, die  Industrie- und Handelskammer Berlin (Ärzte- und Zahnärztekammer o.a. analog), der Unternehmerverband Berlin-Brandenburg und seidual Berlin. Auch über die Jugendberufsagentur oder den Jobpoint kannst du freie Lehrstellen erfragen.

Durchforste die Lehrstellenbörsen nach passenden Angeboten. Frag dich selbst, welche Kriterien dir dabei wichtig sind: Wohnortnähe? Firmengröße? Firmenprofil? Gehalt? Achte auch auf die Anforderungen der Unternehmen an ihren künftigen Azubi (Schulabschluss, Mindestalter etc.). Lass dich aber nicht abschrecken, du wirst gebraucht!

Suche dir 5-10 Anzeigen aus, die dich ansprechen. Achtung: nicht immer sind die Anzeigen aktuell! Trau dich und ruf kurz bei der angegebenen Telefonnummer an. Sag, dass du dich für Stelle XY interessiert und wissen willst, ob diese noch frei ist. Das spart unnötige Zeit und Mühe. Außerdem macht es einen guten Eindruck, wenn du selbstständig bei dem Unternehmen anrufst. Bitte eventuell darum, deinen Namen zu notieren und sag, dass sie demnächst eine Bewerbung von dir erhalten werden (wenn der Platz noch nicht vergeben ist). Frag nach, ob du die Bewerbung per Mail, per Post oder über das Bewerberportal des Unternehmens schicken sollst.

Du hast jetzt 5 aktuell freie Ausbildungsangebote auf deiner Liste? Dann ab zu Schritt 3!

Ja, ein leidiges Thema, aber das A und O einer erfolgreichen Jobsuche. Es lohnt sich, hier ein wenig Zeit zu investieren und gründlich zu arbeiten!

Grob zusammengefasst beinhaltet eine Bewerbung folgende Unterlagen:

  • Anschreiben
  • Lebenslauf
  • Abschlusszeugnis
  • Praktikumsnachweise, Zertifikate u.a. (wenn vorhanden)

Es gibt im Internet jede Menge gute Tipps und Vorlagen, z.B. bei azubi.de, ausbildungspark oder bewerbung.net. Aber Achtung! Ein Arbeitgeber merkt, wenn er eine reine „copy&paste“- Bewerbung auf dem Tisch hat. Schau dir die Websites der einzelnen Unternehmen an, zeig im Anschreiben dein Interesse für genau diese Firma und versuche dabei auch deine persönliche Note einzubringen!

Corona-Tipp fürs Anschreiben: Zeige, dass du auf der Höhe der Zeit bist, z.B. mit dem Abschlusssatz „Ich freue mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch, gern auch über Skype, Zoom oder Facetime“. So weiß dein möglicher Arbeitgeber auch gleich, über welche Videoportale du erreichbar bist.

Lass dein Anschreiben und deinen Lebenslauf am Ende noch einmal von jemandem gegenlesen. Rechtschreib- und Schusselfehler sind nicht nur peinlich, sondern verringern deine Chance auf die Lehrstelle. Du hast niemanden, den du fragen kannst? Auch in diesem Fall kannst du wieder die Hilfe der Jugendberufsagentur oder der Jobpoints in Anspruch nehmen. Oder uns.

Und dann ab die Post!

Nach einer Woche immer noch keine Antwort? Trau dich und ruf beim Unternehmen an! Frag freundlich, ob deine Bewerbung angekommen ist und wie lange die Vorauswahl dauern wird. So zeigst du Eigeninitiative und echtes Interesse – und das kommt gut an!

Du hast eine positive Antwort erhalten? Dann geht es jetzt zu Schritt 4!

Glückwunsch! Ein Unternehmen hat sich bei dir gemeldet und dich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Viele Betriebe nutzen in der aktuellen Situation Telefon oder Videochat für das erste Kennenlernen. Hier ein paar Tipps für dich, dich optimal vorzubereiten:

1 – Bewerbungsgespräch per Telefon

Gerade wenn viele Bewerbungen auf dem Tisch liegen, nutzen Unternehmen gern in der Vorauswahl das Telefoninterview. Dabei gibt es zwei Arten:

Beim spontanen Telefoninterview will der Arbeitgeber deine Kommunikationsfähigkeit in einer unerwarteten Situation testen und ruft einfach an. Gängige Fragen sind hier z.B. warum du dich beworben hast und welche Erfahrungen du bisher in dem Bereich gemacht hast. Lass dich nicht auf das Gespräch ein, wenn es gerade für dich ungünstig ist, du dich z.B. in einer lauten Umgebung befindest. Schlag in diesem Fall selbst einen alternativen Termin vor.

Beim geplanten Telefoninterview hast du ausreichend Zeit, dich über das Unternehmen zu informieren und dich an einen Ort zurückzuziehen, an dem du ungestört telefonieren kannst. Lege deine Bewerbungsunterlagen und die Stellenanzeige griffbereit. Sei pünktlich! Üblicherweise beginnt das Gespräch mit ein wenig Smalltalk. Danach stellt dein Gesprächspartner sich und das Unternehmen vor. Jetzt bist du an der Reihe! Erzähle von dir, deinem bisherigen Werdegang, deinen Stärken, deinen Zukunftsplänen, und warum du in diesem Betrieb arbeiten möchtest. Geh auf Fragen deines Gegenübers ein und vergiss nicht zu lächeln – auch wenn er dich nicht sehen kann, hört man deine Mimik in der Stimme! Bedanke dich am Ende höflich für das Gespräch und sag, dass du dich freust, bald von dem Betrieb zu hören. Toi Toi Toi!

2 – Bewerbungsgespräch per Videochat

Du wurdest zum Videointerview eingeladen? Dann checke vorher unbedingt, ob deine Internetverbindung stabil genug ist! Teste am besten mit einem Freund, ob die Mikro- und Kameraeinstellungen richtig sind. Achte auf einen aufgeräumten, möglichst unaufgeregten Hintergrund (z.B. eine einfarbige Wand). Bedenke: du wirst gesehen. Also kleide dich so, wie du auch zu einem normalen Bewerbungsgespräch gehen würdest.

Ansonsten gelten die gleichen Regeln wie beim klassischen Vorstellungsgespräch: achte auf deine Körpersprache. Dinge wie Nasebohren, Kaugummi kauen, Herumspielen mit dem Kugelschreiber, ständiger Smartphone-Check oder verschränkte Arme sind tabu! Tritt freundlich und selbstbewusst auf, lächle, lass dein Gegenüber ausreden, höre aktiv zu, stell Fragen. Der Ablauf ist derselbe wie beim Telefoninterview: dein Gesprächspartner stellt sich und das Unternehmen vor, danach bist du an der Reihe, zum Ende hin können beide Parteien Fragen stellen. Zeig dich freundlich und interessiert und vergiss nicht, dich am Schluss für das Gespräch zu bedanken. Viel Erfolg!

HIER findest du ein paar Videos zum Thema erfolgreiches Bewerbungsgespräch:

Vorstellungsgespräch – Tipps und Tricks

Dos and Don’ts im Vorstellungsgespräch

Vorbereitung auf Vorstellungsgespräch

Typische Fragen im Vorstellungsgespräch

Leider nur Absagen? Lass dich nicht entmutigen. Besprich mit einem Freund oder einer Freundin, woran es gehapert haben könnte. Sind deine Bewerbungsunterlagen gut und aktuell? Wie war dein Gefühl bei den Gesprächen? Passt dein Profil auf die ausgeschriebene Stelle? Vielleicht rufst du auch bei den Unternehmen direkt an und fragst nach den Gründen für die Absage?

Nutze den Rückschlag, um nach vorn zu denken! Schau in den Lehrstellenbörsen nach neuen Ausschreibungen (Schritt 2), recherchiere zu ähnlichen Berufsbildern. Vielleicht kann es statt der Mechatronikerin auch die Fahrzeuglackiererin sein? Statt der Pflegefachkraft auch der Pflegehelfer? Denk daran, man kommt auch über Umwege ans Ziel. Kopf hoch, du schaffst das!

Du hast eine Zusage erhalten? Dann sollte spätestens jetzt ein Kennenlernen des Unternehmens vor Ort erfolgen, damit du deine neue Arbeitsstelle auch persönlich in Augenschein nehmen kannst.

Alles passt, alles super? Dann weiter zu Schritt 5!

Gesetzlich gültig ist eine Zusage deines Arbeitgebers erst, wenn der Ausbildungsvertrag unterschrieben ist, und zwar spätestens 2 Wochen vor Antritt der Arbeitsstelle. Hier wird z.B. deine Vergütung, deine Arbeits- und Urlaubszeit und dein Aufgabenfeld festgelegt. Genaue Infos, was in deinem Vertrag drinstehen sollte, findest du z.B. bei azubi nrw.

Auch wenn dein Azubi-Gehalt jedes Jahr steigt, bewegt es sich in den meisten Ausbildungsberufen bei 600-1200€ im Monat. Gerade, wenn du nicht mehr bei deinen Eltern wohnst, reicht das unter Umständen noch nicht zum Leben. In diesem Fall kannst du bei der Agentur für Arbeit Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen. Sie orientiert sich an deiner persönlichen Situation, der Höchstsatz liegt bei 723€ im Monat. Die Voraussetzungen für die Beantragung sind:

Du machst eine betriebliche oder außerbetriebliche Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf und

  • dein Betrieb ist zu weit weg, um bei deinen Eltern zu wohnen und/oder
  • du bist über 18 Jahre alt oder verheiratet/lebst mit Partner*in zusammen und/oder
  • du hast mindestens ein Kind und lebst nicht in der Wohnung deiner Eltern

Ganz genau nachlesen und online beantragen kannst du die BAB bei der Arbeitsagentur. Achtung: beantrage die Beihilfe so früh wie möglich, denn du erhältst den Zuschuss rückwirkend nur ab dem Monat der Antragstellung.

Du machst eine schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule? Dann kannst du z.B. Schüler-BaföG oder Wohngeld beantragen. Auf azubi.de findest du dazu noch mehr Infos.

Und jetzt: viel Erfolg und alles Gute in deiner Ausbildung!

Du möchtest noch tiefer in die Materie der Berufsorientierung eintauchen? Dann schau doch mal in das kostenlose, digitale Heft zur Berufsvorbereitung des u-form Verlags! Entwickelt von Azubis des Unternehmens, bringt es klar und informativ alle Fragen rund um die Berufsorientierung auf den Punkt.