Wie eine Ausbildungsgarantie allen helfen kann

You are currently viewing Wie eine Ausbildungsgarantie allen helfen kann
  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Blog

„Ausbildungsgarantie jetzt!“ fordern aktuell die DGB Jugend und die IG Metall Jugend. Die Idee ist nicht neu, hat aber coronabedingt stark an Fahrt aufgenommen.

Schon vor Corona bildete bundesweit nur ein Fünftel aller Betriebe selbst aus. Im Coronajahr 2020 sank das Ausbildungsplatzangebot auf ein Rekordtief von unter einer halben Million neuer Lehrstellen. Besonders in Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten machte sich dieser Rückgang bemerkbar: 30% von ihnen stellte wirtschaftlich bedingt keine oder weniger Azubis ein – und das, wo Klein- und Kleinstbetriebe bereits jetzt mit am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind, was laut IHK Berlin das aktuell größte Wirtschaftsrisiko für aufsteigende Unternehmen ist.

Auch für Jugendliche an der Schwelle zum Berufseinstieg stellen die Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt eine große Herausforderung dar. Aktuell ist jeder siebente junge Erwachsene ohne eine Berufsausbildung, Tendenz steigend. Der Übergang von der Schule zum Beruf gilt vielen mittlerweile als eine Art „Black Box“, verschärft durch den coronabedingten Wegfall von Unterstützungs- und Begleitangeboten. Vor allem junge Menschen aus ohnehin prekären Lebenslagen werden so schon sehr früh abgedrängt – mit weitreichenden Folgen für ihre Zukunft wie auch für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Initiiert von der Bertelsmann Stiftung, formiert sich schon seit einiger Zeit eine breite Initiative aus Bildungsträgern, Jugendhilfeorganisationen und Gewerkschaften, die eine staatlich gestützte Lösung propagieren: die umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie. Diese soll über drei Stufen allen ausbildungswilligen Jugendlichen eine Ausbildung garantieren. In Stufe eins, der klassischen Variante, absolviert der/die Suchende eine passende duale Ausbildung in einem Betrieb der Wahl. Stufe zwei soll das Modell der Verbundausbildung für kleine und mittlere Betriebe attraktiver machen, indem es außer-und überbetriebliche Einrichtungen noch stärker subventioniert. Stufe drei soll den verbliebenen Jugendlichen einen außerbetrieblichen Einstieg in die Ausbildung ermöglichen, verbunden mit Praxisphasen in den Umgebungsbetrieben und dem Besuch der regulären Berufsschule. Finanziert werden soll dieses Modell nach Vorstellung der DGB-Jugendverbände über die Einrichtung eines „Zukunftsfonds“, in den alle Unternehmen einzahlen. Ausbildende Unternehmen, vor allem mittlere und kleine, sollen hieraus finanzielle Förderungen erhalten. Auch die außerbetrieblichen Einrichtungen sollen über diesen Fonds finanziert werden.

In Österreich gibt es die Ausbildungsgarantie bereits seit 1998, finanziert aus öffentlichen Mitteln und getragen von dem politischen Willen, wirklich allen Jugendlichen die Chance auf eine Berufsausbildung zu geben. Erste Testballons in Deutschland wie das „Hamburger Ausbildungsmodell“  zeigen ebenfalls positive Ergebnisse.

Eine Ausbildungsgarantie bedeutet nicht, Jugendliche auf den vermeintlich „einfacheren“ Weg der überbetrieblichen Berufsausbildung zu lotsen, denn Vorrang hat immer die betriebliche Ausbildung. Vielmehr fängt eine klug eingeführte Ausbildungsgarantie all diejenigen ausbildungswilligen jungen Menschen auf, die aufgrund schwieriger Startbedingungen nicht auf dem Radar der regulären Ausbildungsbetriebe erscheinen. Sie erhalten so die Möglichkeit, nach einer außerbetrieblichen Orientierungsphase einen anerkannten Berufsabschluss zu absolvieren. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte dies bundesweit jährlich bis zu 20 000 zusätzliche Fachkräfte bedeuten. Win win also – für alle Seiten.

Weitere Informationen zu der Kampagne #ausbildungsgarantiejetzt finden Sie unter https://ausbildungsgarantie.de/.